Was ist ein Soft-Launch?

Ein „Soft-Launch“ ist ein Launch ohne öffentliche Bekanntmachung oder ein Launch, der nur einem begrenzten Teil der Zielgruppe bekannt gemacht wird.

Das Gegenteil davon ist der „Hard-Launch“, ein offizieller Launch mit vorheriger Ankündigung.

Ein Soft-Launch ist für verschiedene Branchen relevant, darunter insbesondere Online Marketing, IT und Gaming. Aber er kann auch bei der Einführung physischer Produkte oder außerhalb des geschäftlichen Kontexts eine Rolle spielen.

Updates oder Weiterentwicklungen bestehender Produkte sind nicht mit dem Thema „Soft-Launch“ zu verwechseln.

Begriffsherkunft

Das Konzept stammt ursprünglich aus der Hotellerie- und Gastronomiebranche. Dort wird zwischen „Grand Opening“ und „Soft Opening“ unterschieden.

Das kann man sich wunderbar vorstellen: Das Grand Opening ist eine groß angekündigte, glamouröse Eröffnungsfeier mit VIP-Gästen, Presse und einer fantastischen Werbewirkung.

Das Soft Opening ist ein inoffizieller Probelauf, der dafür da ist, die Betriebsabläufe vorab zu testen und mit Blick auf das spätere Grand Opening zu optimieren.

Aus dem Soft Opening leitet sich der Soft Launch ab. Der Hard Launch ist die Analogie zum Grand Opening.

Soft-Launch für Websites

Der wohl häufigste Anwendungsfall eines Soft-Launchs betrifft den Launch oder Relaunch von Websites.

Wann ist ein Soft-Launch einer Website sinnvoll?

1. Wenn die Domain oder der Absender der Website unbekannt sind, können die Kosten einer Entwicklungsumgebung gespart und direkt in der Live-Umgebung programmiert werden. Das kommt einem Soft-Launch gleich.
2. Bei manchen Content-Management-Systemen und Hosting-Umgebungen ist die Migration von der Entwicklungsumgebung in die Live-Umgebung nicht so einfach. Beispielsweise kann es vorkommen, dass bei Plugins, Verlinkungen, Schnittstellen oder anderenorts nach der Migration technisch nachgebessert werden muss. Dann gibt es keinen exakten Launch-Zeitpunkt, sondern eine stunden- bis tagelange Launch-Phase – und der Website-Betreiber sollte einen Soft-Launch einplanen.
3. Wenn die Website durch eine Online Marketing Agentur umgesetzt wird, wünschen viele Unternehmen eine Abnahme durch die Marketing-Abteilung oder andere interne Zielgruppen. Diese Abnahme soll direkt online am Live-Objekt stattfinden, zur Qualitätssicherung beitragen und Last-Minute-Korrekturen ermöglichen. Je nach Komplexität der Website und des Abnahmeprozesses führt an einem Soft-Launch teilweise kein Weg vorbei.
4. Wenn Fach- und Führungskräfte aus verschiedenen Zeitzonen beteiligt sind, kann ein Soft-Launch die Problematik umgehen, dass nicht immer alle zeitgleich verfügbar sind.
5. Manche Websites sind so komplex, dass sie wahrscheinlich schwer reproduzierbare Bugs aufweisen werden. Solche Bugs findet man oft erst im realen Live-Betrieb der Website. Solange die nicht behoben sind, braucht man die neue Website nicht der gesamten Zielgruppe ankündigen, sondern nur einem Teil im Sinne eines Soft-Launchs.
6. Content-Management-Systeme sind dafür da, Korrekturen benutzerfreundlich und direkt online umsetzbar zu machen. CMS-basierte Websites sollte man als lebendiges Objekt betrachten, das kontinuierlich optimiert werden kann. Die veraltete Sichtweise eines vorher angekündigten, quasi „zeremoniellen“ Hard-Launchs, der einer Eröffnungsfeier gleichkommt, passt nicht dazu.

Auch wenn viele Gründe für den Soft-Launch einer Website sprechen, gibt es auch Ausnahmen, wo ein Hard-Launch sinnvoller ist. Welcher Launch am geeignetsten ist, sollte stets eine Fallentscheidung sein.

Soft-Launch in anderem Kontext

Gut zu wissen: Einen Soft Launch gibt es auch in anderen Bereichen, außerhalb von Websites und Online Marketing.

Software, Apps und Videospiele

Neben Websites sind auch Software, Apps oder Videospiele häufige Kandidaten für einen Soft-Launch. „Alpha-Tests“ (feature-complete) und „Beta-Tests“ (content-complete) zielen darauf ab, Bugs zu identifizieren und ein frühes Feedback zu sammeln, während ein Soft-Launch bereits darauf abzielt, Erfahrungen mit und von „echten“ Anwendern bzw. Kunden in der Live-Umgebung zu generieren.

Allerdings verschwimmen die Grenzen zwischen „Alpha-Test“, „Beta-Test“ und „Soft-Launch“ oftmals in der Praxis, da es keine verbindlichen Standards gibt, die für jeden dieser Prozesse gelten müssen.

Physische Produkte und Hardware

In der Entwicklung physischer Produkte, wie z.B. bei Hardware, werden diese gelegentlich zunächst in kleiner Stückzahl gefertigt und per Soft-Launch in einer begrenzten Käuferzielgruppe getestet. Dabei werden Feedback und Informationen gesammelt, mit denen ermittelt werden soll, ob das Produkt bereit ist, der breiten Öffentlichkeit präsentiert zu werden – oder ob es zunächst noch weiterentwickelt werden muss.

Begrenzte Produktionskapazitäten oder Rohstoffknappheit können ebenfalls zur Entscheidung beitragen, physische Produkte zunächst per Soft Launch zu vertreiben.

Hotellerie, Gastronomie, Retail

In den Sektoren Hotellerie, Gastronomie und Retail werden die Begriffe „Soft-Launch“ und „Soft-Opening“ teilweise synonym verwendet. Allerdings ist es hier üblicher, von einem Opening zu sprechen, als von einem Launch.

Relationship Soft Launch

Kaum zu glauben: Der Begriff „Soft-Launch“ wird auch im Zusammenhang mit Beziehungen auf Social Media verwendet.

Die Schauspielerin und Komikerin Rachel Sennott hat beobachtet, dass manche Nutzerinnen auf Social Media ihren neuen Freund subtil über versteckte Botschaften ankündigen – z.B. mit seinem angeschnittenen Ellenbogen oder Rücken im Bildausschnitt, aber ohne dass das Foto sein Gesicht zeigt.

Das hat sie mit der Art und Weise verglichen, wie manche Firmen ihre Produkte per „Sneak Peek“ ankündigen. So hat sie den Begriff „Soft Launch“ im Zusammenhang mit Beziehungen geprägt.

Lean Startup & Minimum Viable Product

Ferner gibt es Überschneidungen zwischen dem Konzept eines Soft-Launchs und dem Launch eines Minimum Viable Products, wie es bei sogenannten Lean-Startups üblich ist.

Die Grundidee ist, dass es besser ist, ein unfertiges Produkt zu launchen und die Resonanz in der Zielgruppe zu beobachten, als das Produkt zuerst nach internen Vorstellungen zu „perfektionieren“ und höhere Entwicklungskosten in Kauf zu nehmen, nur um anschließend vielleicht festzustellen, dass der Markt es nicht annimmt.

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