Lean Startup: So funktioniert die schlanke Methode
Lean Startup ist eine Methode zur Entwicklung von Unternehmen und Produkten, die sich auf Kundenfeedback, Iteration und Effizienz konzentriert. Indem ein Unternehmen so früh wie möglich Daten sammelt, kann es schnell herausfinden, ob sein Geschäftsmodell erfolgsversprechend ist und seine Produkte vom Markt angenommen werden – und wenn nicht, warum nicht.
In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Kernkonzepte der Lean Startup Methode, ihre Vor- und Nachteile sowie einige der Unternehmen, die sie heute anwenden.
Definition: Lean Startup
In der Lean Startup Methode entwickeln Unternehmen schnellstmöglich die einfachste Version ihres Produkts, testen dessen Leistungsfähigkeit bei ihren Zielgruppen und ziehen datenbasierte Schlussfolgerungen auf der Grundlage der Ergebnisse. Anschließend wiederholen sie den Entwicklungszyklus nochmal und testen eine neue Version des Produkts.
Ein Lean Startup konzentriert sich darauf, die Anforderungen seiner Kunden konkret zu identifizieren und zu erfüllen. Anschließend arbeitet es sozusagen „rückwärts“, um auf Basis dieser Anforderungen sein Geschäftsmodell oder Produkt zu entwickeln. Dieser flexible Ansatz minimiert gescheiterte Launches, verkürzt Entwicklungszyklen und reduziert verschwendete Zeit und Geld.
Herkunft und Herleitung
Obwohl Eric Ries den Begriff 2008 geprägt hat, hat die Lean Startup Methode ihre Wurzeln in bereits länger etablierten Strategien wie dem Lean Manufacturing und der Kundenentwicklung.
Toyota führte Lean Manufacturing erstmals in den 1950er Jahren ein, obwohl der Begriff erst 1988 geprägt wurde. Ihre Strategie bestand darin, Verschwendung zu minimieren – beispielsweise aufgrund von Überproduktion oder übermäßig komplexen Produkten – und sich darauf zu konzentrieren, den Kunden so direkt wie möglich Mehrwert zu bieten, indem sie deren Bedürfnisse genau verstanden und Produkte geliefert haben, die diese erfüllten. Um diese Ziele zu erreichen, entwickelten sie ein Logistiksystem namens Kanban. Verschiedene Varianten von Kanban werden seitdem in diversen Management-Praktiken eingesetzt.
Der Erfolg von Toyotas Ansatz führte dazu, dass auch viele andere Unternehmen ihre Prinzipien übernahmen, auch solche außerhalb der fertigenden Industrie. Die allgemeine Strategie wird oft als Lean Management bezeichnet und wurde von Steve Blank als Kundenentwicklung in die Welt der Produktentwicklung gebracht.
Ähnlich wie bei Lean Startup konzentrierte sich Blanks Kundenentwicklung darauf, das Problem des Kunden möglichst präzise zu verstehen und zu validieren, dass ein Produkt auch wirklich die gesuchte Lösung ist – und das Ganze so früh wie möglich, bevor das Geschäft skaliert wird.
2008 schlug Eric Ries die Lean Startup Methode als Synthese aus Lean Manufacturing und Kundenentwicklung vor und veröffentlichte später in 2011 sein Bestseller-Buch „The Lean Startup“ zu diesem Thema. Seit seiner Veröffentlichung ist die Lean Startup Methode immer beliebter geworden.
Warum Lean Startup?
In den heutigen schnelllebigen Märkten können sich nur wenige Unternehmen leisten, Zeit und Geld in Vorhaben zu investieren, deren Erfolg vollkommen ungewiss ist. Der traditionelle Ansatz, monate- oder jahrelang Ressourcen zu investieren, um ein detailliert ausgearbeitetes Produkt auf den Markt zu bringen, das möglicherweise gar nicht den Bedürfnissen der Kunden entspricht, birgt zunehmend Risiken.
Für viele Unternehmen ist die Lean Startup Methode die Lösung.
Dank eines schnellen und schlanken Prozesses der Iteration (d.h. der schrittweisen Entwicklung) können Lean Startups ihr finanzielles Risiko minimieren, während sie eine Vielzahl von Ideen und Produkten ausprobieren. Dies ermöglicht es ihnen, erfolgreiche Produkte frühzeitig zu identifizieren und jene Ideen zu testen und zu verwerfen, die nicht funktionieren. Auf diese Weise können Sie verschwendete Zeit und Geld durch gescheiterte Markteinführungen minimieren.
Konzepte in der Lean Startup Methode
Die Prinzipien eines Lean Startups sind für viele Produktentwicklungsstrategien anwendbar. Die beiden grundlegendsten Konzepte sind das „Minimum Viable Product“ (MVP) und der Zyklus „Build, Measure, Learn“ (deutsch: Bauen, Messen, Lernen).
Minimum Viable Product (MVP)
Lean Startups beginnen mit der Entwicklung eines „Minimum Viable Products“ (MVP). Dabei handelt es sich um das Produkt in seinem einfachsten Zustand – also mit nur jenen Funktionen, die für den Test notwendig sind, ob es den Anforderungen der Kundenzielgruppen entspricht.
Indem das MVP mit potenziellen Kunden getestet wird, kann ein Lean Startup frühzeitig beurteilen, ob ihr vorgestelltes Produkt (wahrscheinlich) erfolgreich sein wird, ohne die Zeit und das Geld für die vollständige Entwicklung zu verschwenden. In seiner grundlegendsten Form ist ein MVP ein zusammenhängender Konzeptvorschlag zur Lösung eines Problems – oder es handelt sich um einen Prototyp des Produkts in einer frühen Ausbaustufe.
Amazon ist ein Beispiel für ein großes Unternehmen, das mit einem einfachen MVP begonnen hat. Nachdem Jeff Bezos vom hohen prognostizierten Wachstum des Internethandels gelesen hatte, entschied er, das ideale Produkt zu identifizieren, mit dem er einen Onlinemarktplatz testen konnte. Er wählte Bücher aufgrund ihrer Einfachheit, ihres niedrigen Stückpreises und ihrer Vielfalt aus und startete Amazon als schlichten Online-Buchhandel in seiner Garage. Amazons MVP war ein Erfolg, und das Unternehmen begann bald, auf neue Produkte zu expandieren.
Build, Measure, Learn
Der Zyklus „Build, Measure, Learn“ (deutsch: Bauen, Messen, Lernen) beschreibt die drei Hauptschritte der Lean Startup Methode. Zunächst wird ein einfacher Prototyp des Produkts erstellt, um eine Hypothese zu testen (der Build-Schritt). Anschließend werden die Reaktionen und das Feedback einer Gruppe von Zielkunden gesammelt (der Measure-Schritt). Schließlich wird dieses Feedback analysiert, um herauszufinden, was am Produkt bereits funktioniert und was noch verbessert werden muss (der Learn-Schritt).
Der erste Zyklus von Build, Measure, Learn beinhaltet die Entwicklung und den Test eines MVPs. Sobald ein Plan für die schrittweise Weiterentwicklung des MVPs erstellt wurde, beginnt der Zyklus Build, Measure, Learn erneut. Je schneller ein Unternehmen diese Schleifen durchlaufen kann, desto eher kann es tragfähige Produkte testen und entwickeln.
Richtungswechsel (Pivot)
In der Regel werden sich einige der Hypothesen, auf denen ein Unternehmen gegründet wurde, als falsch erweisen: Vielleicht hat ein Ansatz für ein vorheriges Produkt funktioniert, aber er passte nicht zur vorgesehenen Zielgruppe. Anstatt aufzugeben, vollzieht ein Lean Startup in solchen Fällen einen Pivot (deutsch: Richtungswechsel) und identifiziert, was bei dem vorherigen Versuch falsch gelaufen ist. Es ändert die Strategie und startet einen neuen Versuch. In der Produktentwicklung mit der Lean Startup Methode ist Flexibilität entscheidend.
Umsetzungsorientierte Metriken
Umsetzungsorientierte Metriken (englisch: actionable metrics) zielen darauf ab, eine logische und objektive Bewertung der wichtigsten Treiber eines Unternehmens zu liefern – im Gegensatz zu „Schönheitsmetriken“ (englisch: vanity metrics), die ein Produkt in bestmöglichem Licht darstellen. Durch den Einsatz von umsetzungsorientierten Metriken treffen Lean Startups informierte Entscheidungen, indem sie ein klares Bild davon entwickeln, was an ihrem Produkt funktioniert und was nicht.
Split Test (A/B-Test)
Bei einem Split-Test bietet ein Unternehmen zwei verschiedenen Gruppen von Kunden zwei verschiedene Versionen ihres Produkts an und untersucht anschließend die umsetzungsorientierten Metriken aus der Reaktion beider Zielgruppen. Indem andere Variablen konstant gehalten werden, kann ein Split-Test als natürliches Experiment dienen und eine informierte Entscheidung über das Produkt erleichtern. Dieser methodische Ansatz zielt darauf ab, die bestmögliche Chance zu bieten, ein Produkt in die richtige Richtung zu entwickeln.
Vorteile
Die Lean Startup Methode ist dank ihrer entscheidenden Vorteile bei vielen Unternehmen beliebt.
Die traditionelle Produktentwicklung basiert auf Vermutungen über die wesentlichen Anforderungen der Kunden, die auf dem Erfolg oder Misserfolg vorheriger Produkte beruhen. Lean Startup zielt hingegen darauf ab, die Anforderungen so schlank wie möglich durch frühes Feedback und Experimente anhand des neuen Produktes noch in seinem Entwicklungsprozess zu identifizieren. Es gibt zwar keine Erfolgsgarantie, aber Lean Startup hilft dabei, potenzielle Gründe für einen Misserfolg des Produkts schnell zu erkennen.
Durch die Reduzierung des Risikos spart die Lean Startup Methode Zeit und Geld, die ansonsten für nicht überlebensfähige Produkte aufgewendet worden wären. Durch die iterative Entwicklung und ein „Vorankommen durch Versagen“ (englisch: failing forward) können Unternehmen mit sich ändernden Entwicklungen und Trends schritthalten. Dieser flexible, stufenweise Ansatz ermöglicht es Unternehmen, bessere Prozesse und Produkte schneller zu entwickeln.
Nachteile
Obwohl Lean Startups oft erfolgreicher sind als traditionelle, weit im Voraus geplante Produktentwicklungen, können sie mitunter schwieriger zu steuern sein.
Die flexible Natur der Lean Startup Methode kann manchmal die Planung, Budgetierung und Vermarktung komplizieren. Die Identifizierung und Befragung von Zielgruppen während des Prozesses können aufwendig und teuer sein – sie sind aber unerlässlich, um das Risiko zu reduzieren und ein tragfähiges Produkt zu entwickeln.
Zusätzlich ist die Lean Startup Methode nicht für jedes Projekt geeignet: Nicht alle Produkte können schnell oder schrittweise entwickelt werden – insbesondere solche, die etablierte Sicherheits- und Qualitätsstandards erfüllen müssen. Einige Unternehmen müssen es aus strategischen Gründen unterlassen, ihren Kunden unfertige oder noch nicht vollständig optimierte Produkte vorzustellen.
Lean Startup: Lohnt sich das?
Obwohl die Lean Startup Methode nicht zu allen Unternehmen passt, lohnt sie sich aufgrund von ihrer Effizienz, Flexibilität und Schnelligkeit dennoch für die meisten Unternehmen.
Unabhängig davon, ob die Methode als Ganzes für Ihr Unternehmen geeignet ist, ist das Kernprinzip von Lean Startup – frühzeitig und wiederholt auf die Anforderungen Ihrer Kunden einzugehen – ein wertvolles Konzept, das Sie in Ihre Management-Praxis aufnehmen sollten.
Die Lean Startup Bewegung
Neben Ihren Gründern hat die Lean Startup-Bewegung noch viele weitere Unterstützer. Dazu gehören namhafte Technologieunternehmen wie Intuit und Dropbox. Zudem wenden mehrere Chief Technology Officers der Vereinigten Staaten die Methodik an. In Spitzenuniversitäten wie Harvard und UC Berkeley steht die Lean Startup Methode im Lehrplan.
Die Lean Startup Methode in der Praxis
Da Automatisierung und Digitalisierung das Tempo der globalen Märkte weiter beschleunigen, erfreut sich die Lean Startup Methode immer größerer Popularität. Heutzutage wenden Unternehmen aller Arten und Größen Lean Startup Prinzipien an, oft in Kombination mit Ansätzen wie Design Thinking und Scrum.
Design Thinking ist ein iterativer Planungsprozess, der Teams dabei hilft, ihre Kunden zu verstehen und ihre Annahmen über das vorliegende Problem kritisch zu hinterfragen. Oftmals ist es hilfreich, Design Thinking anzuwenden, bevor die Entwicklungszyklen der Lean Startup Methode beginnen, um schnell ein exzellentes MVP als Ausgangspunkt zu entwickeln.
Scrum ist ein Management-Framework, das Teams dabei hilft, sich selbst zu organisieren, während sie an Problemen arbeiten, und anschließend über die Ergebnisse zu reflektieren. Scrum setzt oft auf Sprints, also kurze Zeiträume mit einem festgelegten Arbeitspensum, das erledigt werden soll. Dieses agile, flexible Framework ist besonders effektiv, wenn es mit der Lean Startup Methode kombiniert wird.
Dropbox
Die Idee für Dropbox entstand, als Drew Houston einen USB-Stick vergaß und beschloss, den ersten plattformübergreifenden Cloud-Speicherdienst zu entwickeln. Houston erstellte einen Video-Pitch für Dropbox – noch bevor überhaupt an der Plattform gearbeitet wurde – um das Interesse an einer solchen Lösung abzuschätzen. Der Pitch war ein voller Erfolg und Houston setzte die Prinzipien von Lean Startup insbesondere in den frühen Ausbaustufen von Dropbox konsequent um. Dadurch wuchs die Nutzerzahl in nur 15 Monaten von 100.000 auf 4 Millionen (Dropbox, Startup Lessons Learned Conference, 2010).
General Electric
Im Jahr 2013 gründete General Electric ein internes Programm namens FastWorks, das auf der Lean Startup Methode basiert. Das kleine Team hatte die Aufgabe, ein MVP in 3 Monaten oder weniger zu entwickeln und das Produkt innerhalb von 12 Monaten zu vervollständigen. Bereits nach einem Monat begannen sie mit dem Test ihres MVPs, und GE plant nun im Rahmen von 1-Jahres-Iterationszyklen auf Basis von Kundenfeedback – anstelle von 5-jährigen Redesigns hinter verschlossenen Türen.
Uber
Uber begann als eine einfache Idee: Was wäre, wenn man mit nur wenigen Taps auf dem Smartphone ein Taxi rufen könnte? Anstatt Zeit und Geld für den Aufbau einer vollständigen Plattform und großen Belegschaft zu investieren, startete der Service mit nur 3 Fahrzeugen in New York. Der Test verlief erfolgreich, und sie nutzten die gesammelten Daten, um später im selben Jahr auf San Francisco zu expandieren. Uber setzte kontinuierlich das Feedback seiner wachsenden Nutzerbasis um und ist heute weltweit aktiv.
svaerm
svaerm ist eine etablierte Online Marketing Agentur, die von Steffen Mai gegründet wurde, einem Marketer mit über 25 Jahren Berufserfahrung. Obwohl wir kein Startup sind, setzen wir viele der Kernkonzepte der Lean Startup Methode ein, um unseren Kunden Mehrwert zu bieten.
Bei unserer Social-Media-Werbung führen wir schlanke Testphasen durch, um performante Anzeigengruppen und einzelne leistungsstarke Werbeanzeigen zu identifizieren. Sobald wir Anzeigen mit einer hohen Relevanzbewertung identifizieren, boosten wir diese Anzeigen während der Wachstumsphase mit zusätzlichen Mediabudgets. Wir verwenden also einen stufenweisen Ansatz zur Anzeigenselektion, um das Budget unserer Kunden mit möglichst viel Durchschlagskraft einzusetzen.
Die Lean Startup Methode kommt auch in unseren SEO-Dienstleistungen zum Einsatz. Wir starten mit einer MVP-Webpage, die wir optimieren, bis wir glauben, dass diese ranken kann (der build-Schritt). Dann veröffentlichen wir die Page und evaluieren sie nach einigen Monaten (der measure-Schritt). Falls die Page nicht rankt oder keine Besucher in Leads konvertiert, re-optimieren wir sie durch ein Content Update, Semantische SEO, interne Verlinkungen oder die Steigerung ihrer Linkability (der learn-Schritt). Falls die Page schon in frühen Ausbaustadien rankt, sparen unsere Kunden Zeit und Geld. Dieser schlanke Ansatz eignet sich für Kunden, deren Feedback-Prozesse flexibel genug sind, um dieses Vorgehen abzubilden. Wir sind aber immer bereit uns anzupassen, wenn es für unsere Kunden nicht realistisch ist, dieselbe Webpage mehrmals zu re-optimieren.
Unser Lean Ansatz erstreckt sich auch auf unsere anderen Projekte, wie zum Beispiel Conzoom Solutions (Online-Magazin und E-Learning-Plattform der Messe Frankfurt). Wir haben ein schlankes Erfahrungsaustausch-Forum in kleinem Rahmen über die Online-Plattform gestartet und mehrere Einzelhändler zur Teilnahme eingeladen. Unser schlanker Test des Forums zeigte, dass die Zielgruppe immer noch physische Veranstaltungen bevorzugt. So konnten wir vermeiden, unnötig viel Zeit und Geld in die vollständige Entwicklung des Online-ERFA-Formats zu investieren.
Kontaktmöglichkeit für Unternehmen
Wenn Sie nach einer Online Marketing Agentur suchen, die die Vorteile der Lean Startup Methode für Ihr Unternehmen ausschöpft, setzen Sie sich über das untenstehende Kontaktformular mit uns in Verbindung, um mit svaerm zusammenzuarbeiten.
Interessieren Sie sich für einen Job in einem Unternehmen mit schlanken Prozessen, sind aber besorgt über die Arbeitsplatzsicherheit eines Startups? svaerm bietet sowohl eine Kultur wie bei einem Lean Startup als auch die Stabilität eines etablierten Unternehmens mit prominenten Kunden.