Mit dieser Technik gelingt der Livestream

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Ein weiblicher Videoblogger streamt mit einer digitalen Systemkamera.

Einen Livestream zu starten, ist einfach: Auf dem Smartphone die Facebook-App geöffnet, den „Live“-Button gedrückt und schon kann man live zu seinen Followern streamen. Auf Instagram und YouTube ist das genau so unkompliziert. Doch egal auf welcher Plattform: Mit Wackelkamera und schlechtem Ton ist es schwierig, die Aufmerksamkeit zu halten. Zum Glück gibt es einfache Methoden, mit cleverer Technik Abhilfe zu schaffen und einen professionellen Livestream auf die Beine zu stellen!

Die richtige Kamera für den Livestream

Jedes Kamerasystem hat Vor- und Nachteile. Welches ist das richtige für Ihr Projekt?

Digitale Systemkameras: Bestes Bild, aber nur mit Clean HDMI

Digitale Systemkameras haben die besten Objektive und die am weitesten entwickelten Sensoren. Dadurch produzieren sie die besten Bilder. Wer die überragende Bildqualität einer DSLR oder spiegellosen Systemkamera zum Streamen nutzen möchte, sollte sich aber vergewissern, dass die Kamera ein „cleanes“ HDMI-Signal ausgeben kann, also ein Bild, in das keine Informationen des User Interfaces eingeblendet werden. Das Clean HDMI muss dann über eine Hardware-Lösung wie dem Elgato Cam Link zu einem USB-Signal gewandelt werden, damit es über den Rechner gestreamt werden kann.

Eine Sony Alpha, montiert auf einem Gimbal von Ronin

So gut die Qualität des Bildes auch sein mag, das man mit professionellen Systemkameras einfangen kann – bei vielen Projekten sind sie zu unhandlich, zu kompliziert zu bedienen oder schlicht zu teuer. Man sollte sich immer bewusst sein, was man für sein Projekt wirklich braucht und was nicht.

Webcams: Stabil und verlässlich

Im Vergleich zu Systemkameras sind Webcams günstig, einfach und bieten viele Features. Vom integrierten Face-Tracking über ein optionales 9:16-Hochkantformat für Social Media Content bis hin zum eingebauten Ringlicht bietet der Markt für Webcams Lösungen für vierlerlei Ansprüche. Allerdings werden Webcams fest installiert und sind nicht für den mobilen Einsatz vorgesehen.

Für den Stream vom Schreibtisch oder aus dem Konferenzraum kann eine hochqualitative Webcam die optimale Anschaffung sein. Für andere Einsatzzwecke empfehlen wir aber flexiblere Lösungen.

Livestream mit dem Smartphone: praktisch und agil

Smartphones stellen eine praktische Alternative dar, sind sie doch Kamera und ans Internet angebundener Rechner in einem. Darüber hinaus haben sie einen entscheidenden Vorteil: Smartphones sind extrem mobil und mit einem Gimbal (dazu gleich mehr) einfacher auszubalancieren als größere Systemkameras mit schweren Objektiven, zusätzlichen Monitoren und Akkus.

Auch die Bildqualität überzeugt in der Regel: Auflösung und Farbwiedergabe sind nach Jahren intensiver Entwicklung weit fortgeschritten – selbst Kinofilme wurden schon auf dem iPhone gedreht!

Die drei Kameralinsen eines iPhone 11

High-End-Smartphones haben sogar gleich mehrere Kameras mit verschiedenen Brennweiten verbaut. Für Live-Berichterstattung wie auf einer Messe, immer in Bewegung und mit vielen Schwenks, eignet sich ein Weitwinkelobjektiv. Für ein Interview im Porträt-Stil ist eine größere Brennweite angebracht, die das Gesicht weniger verzerrt.

Ein Tipp für die Bildgestaltung: Nicht zu viel Headspace (Raum zwischen Kopfoberkante und Bildrahmen) lassen und starkes Gegenlicht vermeiden!

LED-Videoleuchten: Ideal für schwierige Lichtverhältnisse

Die richtige Lichtsetzung ist eine Kunst für sich und eröffnet viele inszenatorische Möglichkeiten. Gleichzeitig würde eine umfassende Einführung in das Thema den Rahmen dieser Technikübersicht sprengen. Deshalb an dieser Stelle nur ein Tipp: Eine LED-Videoleuchte auf einem Stativ ist bei einem Livestream on location immer nützlich. Das gilt vor allem, wenn die Lichtverhältnisse vor Ort schwierig sind.

Hersteller gibt es viele – wichtig ist nur, dass die LED-Videoleuchte dimmbar ist, eine manuell einstellbare Farbtemperatur und genügend Leistung hat, so wie das LumiPad 25 von Kaiser Fototechnik. So kann man etwa Schlagschatten harmonisch kompensieren oder Personen mit Lichtakzenten vom Hintergrund lösen.

Livestream Technik für ein stabiles Bild und klaren Ton

Wichtiger als die perfekte Lichtsetzung oder eine hohe Auflösung ist aber ein stabiles Bild und klarer Ton. Darauf gehen wir in Folge ein.

Ein stabiles Bild mit Stativ und Gimbal

Es mag für viele selbstverständlich sein, doch es lohnt sich, es zu wiederholen: Wer mit einer Digitalkamera oder dem Smartphone streamt und ein stabiles Bild will, braucht ein Stativ. Einem zittrigen, wackeligen Bild zuzuschauen ist anstrengend und bei einem statischen Bildaufbau im Grunde unentschuldbar.

Streamt man von unterwegs, beispielsweise auf einem Event, ist es wahrscheinlich, dass die Kamera bewegt wird. Zwar gibt es Kamera- und Smartphone-Modelle mit eingebauter Bildstabilisation, aber auch diese Technologie hat ihre Grenzen. Am verlässlichsten ist nach wie vor ein Gimbal, um die zittrigen Bewegungen einer handgeführten Kamera auszugleichen.

Ein Smartphone-Gimbal der Marke Osmo

Gimbals sind gewissermaßen handgeführte Stative, die mit eingebauten Motoren ruckartige und zittrige Bewegungen kompensieren. Sie sind sowohl mit 2-achsiger als auch mit 3-achsiger Stabilisierung erhältlich, wobei Modelle letzterer Art eine flüssigere Bewegung liefern. Dies macht sie allerdings teurer und auch schwerer, was bei einem längeren Einsatz relevant werden kann. Wer keine ausgefallenen Kamerafahrten plant, ist daher mit einem Gimbal mit 2-achsiger Stabilisierung gut beraten, wobei ein 3-achsiges Smartphone-Gimbal wie DJI Osmo Mobile 3 auch schon für etwa 100 € erhältlich ist und die Kameraführung enorm aufwertet.

Besten Klang im Livestream mit dem richtigen Mikrofon

Smartphones haben ein integriertes Mikrofon, das im alltäglichen Gebrauch in der Regel völlig ausreicht. Filmt man aber ein Interview, sieht das schnell anders aus – Hintergrundgeräusche, Hall oder andere Störgeräusche können das Klangerlebnis trüben und unprofessionell wirken. Je weiter entfernt sich die sprechende Person befindet, desto drastischer wird das Problem. Das gleiche gilt für digitale Systemkameras. Es lohnt sich also, in das richtige Zubehör zu investieren.

Die praktischste Lösung ist in den meisten Fällen ein Lavaliermikrofon. Dieses wird unauffällig am Revers der sprechenden Person angebracht und hebt mit seiner kugelförmigen Richtcharakteristik die Geräuschquellen in der unmittelbaren Nähe – also das gesprochene Wort – gegenüber weiter entfernten Quellen hervor. Lavaliermikrofone gehören zu den Must-haves der Livestream Technik. Sie sind vielseitig einsetzbar und weit verbreitet. Das hat auch zur Folge, dass man sich allseits an ihren Klang gewöhnt hat. Ein Kodensatormikrofon, das eine Tonqualität wie im Studio liefert, kann bei Videoproduktionen oft „zu gut“ wirken und dadurch irritieren.

Ein Lavaliermikrofon inklusive Clip und 3,5mm-Klinkenstecker

Falls es keine Möglichkeit geben sollte, das Lavaliermikrofon zu befestigen (oder kein Mikrofon im Bild sein soll) eignet sich ein Richtmikrofon. Dieses wird außerhalb des Bildes platziert und, wie der Name schon sagt, auf die aufzuzeichnende Klangquelle gerichtet. Richtmikrofone blenden Klangquellen außerhalb ihres schmalen Aufnahmekegels gut aus, aber funktionieren nicht optimal auf Distanz – das sollte bei der Wahl des Bildausschnitts beachtet werden.

Doch wie bekommt man den Ton in den Livestream?

Lavaliermikrofone sind sind als Funkstrecken erhältlich, haben also einen Sender, der sich diskret unter dem Jackett oder in der Hosentasche verstauen lässt. Der Funkempfänger wiederum speist das Signal in das Aufnahmegerät. Das kann ein mobiler Recorder sein, ein Audio-Interface, eine Digitalkamera oder ein Smartphone.

Wer kein Lavaliermikrofon nutzen kann oder will, kann auf drahtlose Audiosets wie das Sennheiser XS Wireless Digital zurückgreifen, mit dem sich eine Vielzahl an Mikrofontypen in eine Funkstrecke verwandeln lassen.

Eine 3,5mm-Klinke wird in den Mikrofoneingang einer Sony Alpha 7 III gesteckt.

Die meisten Digitalkameras verfügen über einen 3,5mm-Klinkenanschluss als Mikrofoneingang. Je nach Smartphone lässt sich der Kopfhörerausgang auch als Anschluss für das Mikrofon nutzen. Bei neueren iPhones wird ein zusätzlicher Adapter wie der RØDE SC6-L benötigt, der die 3,5mm-Klinke des Mikrofons oder des Empfängers mit dem Lightning Connector verbindet.

Die Kombination von Smartphone, Gimbal und externem Mikrofon oder Funkstrecke kann kompliziert sein und etwas Erfindergeist erfordern.

Tipp: Ein guter Kameramann testet sein Equipment vor jedem Auftrag. Vergewissern Sie sich dennoch vor Ort, dass Bild und Ton stimmen!

Ohne eine stabile Internetverbindung hilft die beste Livestream Technik nichts

Die beste Video- und Tontechnik bringt einem nichts, wenn der Stream stockt oder gar abbricht. Das ist halb so schlimm, wenn man für Freunde und Familie streamt, in einem professionellen Kontext hingegen ist es eine Katastrophe.

Es ist also unabdingbar, sich frühzeitig über die Stabilität der Internetverbindung am Aufzeichnungsort des Livestreams zu informieren und gegebenenfalls die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen.

Welche Upload-Geschwindigkeit braucht man für den Livestream?

Neben der Stabilität der Verbindung ist die Frage der Upload-Geschwindigkeit relevant. Wie hoch diese sein sollte, hängt von der geplanten Übertragungsqualität und von der Plattform ab, was ebenfalls im Vorfeld geklärt werden sollte.

Ein Beispiel: Die Richtlinien von Facebook Live legen eine Videoauflösung von 1.280 x 720 Pixeln bei 30 FPS (Bildern pro Sekunde) und einer Bitrate von 4Mbit/s als Maximalqualität fest. Es würde also eine Upload-Geschwindigkeit von 4Mbit/s benötigen, um die Inhalte zu streamen – allerdings sollte man, um eventuelle Schwankungen ausgleichen zu können, immer eine Reserve von min. 30% einplanen. Eine Upload-Geschwindigkeit von min. 5,2 Mbit/s ist in diesem Szenario also ratsam.

Wer auf anderen Plattformen in einer höheren Qualität streamen möchte, sollte sich über die möglichen Bitrates informieren und immer die 30%-Regel bei der Ermittlung der nötigen Upload-Geschwindigkeit beachten.

Die Upload-Geschwindigkeit einer Verbindung lässt sich mit Online-Diensten wie speedtest.net überprüfen.

Das Ergebnis eines Test von Download- und Upload-Geschwindigkeit.

„Fake“ Livestream mit OBS

Wenn keine stabile Internetverbindung gewährleistet ist oder keine direkte Interaktion mit den Zuschauern geplant ist, kann ein „Fake“ Livestream in Betracht gezogen werden. So kann neben einer wackeligen Verbindung auch anderen potenziellen Probleme der Live-Berichterstattung aus dem Weg gegangen werden.

In der kostenlosen Software OBS (Open Broadcaster Software) lassen sich vorproduzierte Videodateien als Quellen auswählen. In den Stream-Einstellung man die Plattform aus und gibt den Streamschlüssel an.

Die Stream-Einstellungen in der Software OBS

Wer nicht auf eine absolute, hundertprozentige Live-Übertragung angewiesen ist, ist mit diesem kleinen Trick immer auf der sicheren Seite und garantiert einen reibungslosen Ablauf.

Fazit

Mit der richtigen Technik und dem nötigen Know-how kann man seinen Livestream erheblich aufwerten, ihn professioneller aussehen und klingen lassen sowie sich gegen Störfaktoren wappnen. Welche Livestream Technik genau man braucht, hängt aber ganz vom individuellen Projekt ab.

Es hilft also, zu wissen, was man vorhat! Wer sich unsicher ist, wie das eigene Livestream-Projekt gestaltet werden sollte, oder wem die Anschaffungskosten des richtigen Equipments zu hoch sind, kann es sich aber auch ganz einfach machen und einen Dienstleister hinzuziehen, der gesamthaft Redaktion, Organisation, Technik, Dreh, Ausstrahlung und Verwertung handhaben kann. Bei der svaerm Filmproduktion Frankfurt sind Sie an der richtigen Adresse – setzen Sie sich jetzt in Verbindung!

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