Ökologisches Webdesign: Wie man eine nachhaltige Website entwickelt
Ökologisches Webdesign erkennt an, dass digitale Technologien und das Internet der Menschheit und unserem Planeten nicht nur nutzen, sondern auch schaden können. In diesem Artikel fassen wir das Konzept einer nachhaltigen Website zusammen und erklären, was es damit auf sich hat. Außerdem teilen wir praxisnahe Empfehlungen, um Ihre Webpages nachhaltiger zu machen.
Was ist eine nachhaltige Website?
Bei der Entwicklung nachhaltiger Websites geht es um die Zukunft der Menschheit und unseres Planeten, aber auch um langfristige Profitabilität. Nachhaltige Websites werden mit erneuerbaren Energien betrieben und sind effizient im Verbrauch. Sie dürfen nicht unethisch sein, niemanden ausnutzen und sie müssen (Mehr-)Werte schaffen.
Warum sollten Websites nachhaltig sein?
Das Internet und digitale Technologien waren in 2018 für 3,7% der Treibhausgasemissionen verantwortlich, so der Report „Lean ICT: Toward Digital Sobriety” von The Shift Project. Das ist vergleichbar mit der weltweiten Flugzeugindustrie.
Während es üblich geworden ist, dass sich die Presse und Nutzer in den sozialen Medien über die Inlandsflüge von Politikern empören, wird der Umweltbelastung durch das Internet wenig Beachtung geschenkt – trotz seines schnellen Wachstums.
Die Forschung hat prognostiziert, dass sich die 3,7% von 2018 bis 2025 verdoppeln werden. Tatsächlich ist von einer noch höheren Wachstumsrate auszugehen, jetzt wo COVID die Digitalisierung weiter beschleunigt.
Deshalb werden ökologische Websites gebraucht.
Eigenschaften einer nachhaltigen Website
Gemäß des Sustainable Web Manifesto hat eine nachhaltige Website folgende Eigenschaften:
Um zu verstehen, inwiefern diese Eigenschaften eine Website nachhaltiger machen, stellen wir das Manifesto einem anderen Framework gegenüber – dem Nachhaltigkeitsdreieck.
Das Nachhaltigkeitsdreieck
“Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen heutiger Generationen Rechnung trägt, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu gefährden, ihren eigenen Bedürfnissen nachzukommen” (Brundtland, 1987). Nachhaltigkeit hat drei Eckpfeiler:
- Ökonomisch (Profit)
- Ökologisch (Planet)
- Sozial (Menschen)
Zusammen formen diese Eckpfeiler das Nachhaltigkeitsdreieck.
Überprüfung des Sustainable Web Manifesto
Die Eigenschaften im Sustainable Web Manifesto formen ein robustes Rahmenwerk, weil sie zielgerichtet sind und alles abdecken. Jede Eigenschaft bedient wenigstens 1 Eckpfeiler des Nachhaltigkeitsdreiecks, und jeder Eckpfeiler wird von wenigstens 2 Verpflichtungen im Manifesto adressiert.
1. Sauber
Verpflichtung | „Die Dienste, die wir anbieten und die Dienste, die wir nutzen werden von erneuerbarer Energie betrieben.“ |
Eckpfeiler | Ökologisch |
2. Effizient
Verpflichtung | „Die Produkte und Dienstleistungen, die wir anbieten, werden so wenig Strom und materielle Ressourcen wie möglich verbrauchen.“ |
Eckpfeiler | Ökonomisch, ökologisch |
3. Offen
Verpflichtung | „Die Produkte und Dienstleistungen, die wir anbieten, werden leicht zugänglich sein, Raum für einen offenen Informationsaustausch geben und Nutzern die Kontrolle über ihre Daten belassen.“ |
Eckpfeiler | Sozial |
4. Ehrlich
Verpflichtung | „Die Produkte und Dienstleistungen, die wir anbieten, werden Nutzer weder täuschen noch ausbeuten – weder im Design noch im Content.“ |
Eckpfeiler | Sozial |
5. Regenerativ
Verpflichtung | „Die Produkte und Dienstleistungen, die wir anbieten, werden eine Wirtschaft unterstützen, die die Menschen und den Planeten ernährt.“ |
Eckpfeiler | Ökonomisch, ökologisch, sozial |
6. Belastbar
Verpflichtung | „Die Produkte und Dienstleistungen, die wir anbieten, werden funktionieren, wo und wenn sie am meisten gebraucht werden.“ |
Eckpfeiler | Sozial |
Wie Sie die Treibhausgasemissionen Ihrer Website messen können
Nachhaltigkeit ist eine abstrakte Größe, die sich nicht so leicht messen und vergleichen lässt. Ein Weg, die Nachhaltigkeit wenigstens in Teilen zu quantifizieren, ist ein Blick auf die Treibhausgasemissionen Ihrer Website.
Treibhausgasemissionen können nur beschreiben, wie sauber (1.) und effizient (2.) Ihre Website ist. Über die anderen Eigenschaften, die im Sustainable Web Manifesto definiert sind, können sie keine Aussage treffen, da es sich dabei eher um qualitative und strategische Angelegenheiten handelt.
Sie können den folgenden Rechner benutzen, um die Treibhausgasemissionen Ihrer Homepage zu schätzen: Website Carbon Calculator.
Obwohl der Rechner einsatzfähige Daten liefert, sollten Sie folgende Limitationen bedenken:
- Die aktuelle Version (V2 in 2021) des Rechners erstellt nur Schätzungen für Ihre Homepage, nicht die gesamte Website. Lesen Sie mehr darüber, wie es funktioniert.
- Außerdem konzentriert sich der Rechner auf die Website-Nutzer, den Stromverbrauch der Rechenzentren usw. Die Treibhausgasemissionen im Zusammenhang mit der Website-Entwicklung und den eingesetzten Ressourcen werden nicht berücksichtigt.
- Der Website Carbon Calculator behält die Testergebnisse ziemlich lang in seinem Server-seitigen Cache. Wenn Sie Ihre Homepage testen, Optimierungsarbeiten umsetzen und anschließend wieder testen, kann es sein, dass Ihnen immer noch die Ergebnisse des ersten Tests angezeigt werden. Achten Sie auf den Hinweis „This page was last tested on [Datum]“. Im Zweifelsfall sollten Sie Ihre Homepage in ein paar Tagen erneut testen.
- Ihre Website ist vermutlich nicht die einzige, die der Nutzer besucht. Daher ist es wichtig, dass sie genug Mehrwert liefert, damit der Nutzer auf seiner Recherche vorankommt. Wenn sie das leistet, kann sie den Besuch anderer, womöglich weniger klimafreundlicher Websites reduzieren oder ganz unnötig machen.
- Damit Ihre Website wirklich nachhaltig ist, müssen Sie auch die Kriterien 3. – 6. im Manifesto erfüllen.
Wie Sie Ihre Website nachhaltiger machen können
Um eine Website zu entwickeln, die ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltig ist, empfehlen wir die folgenden Maßnahmen:
- Betreiben Sie Ihre Website mit Ökostrom
- Praktizieren Sie SEO und treffen Sie die Suchintention
- Optimierung von Bildern
- Optimierung von Videos
- Überprüfen Sie Ihre Plugins und Skripte
- Minimieren Sie den Cumulative Layout Shift
- Vereinfachen Sie Ihre Schriften
- Benutzen Sie rel=’preconnect’
- Implementieren Sie eine Caching-Strategie
- Benutzen Sie ein CDN
1. Betreiben Sie Ihre Website mit Ökostrom
Grüne Webhosting-Provider betreiben ihre Rechenzentren mit erneuerbarer Energie. In seinem Artikel auf utopia.de unterscheidet Chefredakteur Winter die Anbieter in zwei Qualitäten:
- Empfohlen: Provider, die angeben, wer ihr Ökostromlieferant ist, von einer empfehlenswerten Bezugsquelle einkaufen und sich auch darüber hinaus für Nachhaltigkeit einsetzen.
- Nicht empfohlen: Provider, die nicht angeben, woher sie ihren Ökostrom beziehen oder bei einem Anbieter einkaufen, der noch im Fossilenergiesektor involviert ist.
Entscheiden Sie sich für einen Provider mit einer zuverlässigen Uptime und einem guten Service. Anderenfalls wird Google Ihre Website aus dem Index nehmen. Provider die ganz oder teilweise mit renewable energy credits (RECs) operieren, sind besser ausgestattet, um das ganze Jahr über eine nahezu perfekte Uptime zu gewährleisten. Das liegt daran, dass sie notfalls auf Fossilenergie mit RECs wechseln können, wenn ihr Ökostrom-Anbieter einen Ausfall hat.
Sobald Ihre Website auf Ökostrom läuft, können Sie das mit einem Label von der Green Web Foundation kommunizieren.
2. Praktizieren Sie SEO und treffen Sie die Suchintention
Bei Suchmaschinenoptimierung ging es früher fast ausschließlich um Keywords. Vor ein paar Jahrzehnten sind SEO-Agenturen wie folgt vorgegangen:
- Identifikation eines Keywords wie “nachhaltige Website”,
- Erstellung eines Artikels, in dem das Keyword möglichst häufig vorkommt und
- Aufbau von Backlinks mit “nachhaltige Website“ im Ankertext.
Ein Teil davon ist bis heute gleichgeblieben. Allerdings hat sich Google als Suchmaschine stark weiterentwickelt. Es beschränkt sich nicht mehr auf Ergebnisse, bei denen Keywords syntaktisch mit den Suchbegriffen der Nutzer übereinstimmen. Stattdessen versteht es jetzt – auf einem semantischen Niveau – wonach der Nutzer sucht und zeigt Ergebnisse an, die die Suchintention erfüllen.
Warum ist SEO nachhaltig?
SEO ist ökonomisch nachhaltig, weil sie Firmen dabei hilft zu wachsen: langfristig und kosteneffizient. SEO ist sozial nachhaltig, weil sie Nutzern dabei hilft zu finden, wonach sie suchen. Und SEO ist ökologisch nachhaltig, weil sie die Notwendigkeit reduziert, andere, potenziell weniger klimafreundliche Websites zu besuchen.
Benutzen Sie Content Cluster und interne Verlinkungen
Indem Sie Ihren Content in Cluster organisieren, d.h. in einführenden Hub-Artikeln auf weiterführende, vertiefende Spoke-Artikel zu verlinken und umgekehrt, können Sie die sekundäre Suchintention Ihrer Nutzer erfüllen.
Während es bei der primären Suchintention darum geht, das unmittelbare Kernproblem des Nutzers zu lösen, bezieht sich die sekundäre Suchintention auf weiterführende Fragen, die erst bei der Recherche des Nutzers aufkommen.
Content Cluster und interne Verlinkungen können bei der Erfüllung der sekundären Suchintention mithelfen. Dies hebt die Notwendigkeit auf, in Google zurückzukehren und eine weitere Websuche durchzuführen.
Nur eine Einschränkung
Eine Website mit perfekter SEO wird viel Traffic generieren, der wiederum viel CO2 ausstößt. Allerdings: Die Nutzer suchen im Web nach Ergebnissen, mit oder ohne Ihre nachhaltige Website. Wenn Ihre „perfekte“ Website klimafreundlicher ist als andere und die einzige Website, die Nutzer in ihrer Recherche besuchen müssen, wird dies in der makroökologischen Betrachtung eine Menge CO2-Emissionen einsparen.
3. Optimierung von Bildern
Bilder, speziell wenn diese nicht optimiert sind, tragen erheblich zur Dateigröße Ihrer Website-Daten bei. Die Bereitstellung und der Download von Bildern kosten Strom und sind daher für einen bemerkenswerten Anteil an Website-Treibhausgasemissionen verantwortlich.
Setzen Sie weniger Bilder ein
Bevor Sie sich die Mühe machen, Ihre Bilder zu optimieren, prüfen Sie doch besser zuerst, ob es nicht vielleicht einige Bilder gibt, die ersatzlos entfernt werden können. Zum Beispiel könnte es dekorative Bilder geben, die auf Ihrer nachhaltigen Website nicht gebraucht werden. Oder redundante Bilder, die keinen Mehrwert generieren, weil sie zu ähnlich sind wie andere, bereits bestehende Bilder auf derselben Webpage.
Reduzieren Sie die Bildauflösung und -qualität
Es gibt verschiedene Wege, wie Sie Bilder verkleinern können. Eine schlanke Methode ohne ein nennenswertes technisches Setup ist die Nutzung von tinypng.com. Es handelt sich dabei um einen kostenfreien Online-Service für die Kompression von WebP, PNG und JPEG. Alternativ können Sie, wenn Sie Photoshop besitzen, die Option „für Web speichern“ einsetzen.
Wenn Ihre Website auf WordPress läuft und Sie Ihre klimafreundliche Bildoptimierung lieber innerhalb des CMS abwickeln möchten, können Sie WP Smush Pro kaufen. Das Plugin ermöglicht außerdem, „lazy loading“ auf einfache Art zu implementieren, damit Bilder außerhalb des Bildschirms erst später geladen werden und Ihre Webpages schneller laufen.
Aus Gesichtspunkten der sozialen Nachhaltigkeit empfiehlt es sich, Alt-Texte zu hinterlegen. Alt-Texte sind Bildbeschreibungen, die erscheinen, wenn Nutzer das Bild nicht sehen können. Zum Beispiel sind Nutzer mit Sehbehinderungen auf einen Screen Reader angewiesen, der den Alt-Text vorliest. Oder der Browser stellt den Alt-Text dar, wenn die Internetverbindung nicht gut genug ist, um das Bild zu laden.
Wählen Sie effiziente Dateiformate für Ihre nachhaltige Website
Bildformat | Anwendungsfall |
JPEG | Für Bilder und Grafiken mit komplexen Abstufungen. |
PNG | Für Bilder mit teilweiser Transparenz. |
GIF | Nutzen Sie GIF und setzen Sie CSS image sprites ein, um häufig wiederkehrende Elemente wie z.B. Logos oder Icons darzustellen. |
SVG | Für Grafiken und Illustrationen mit einfachen Farben. Einschränkung: Alt-Texte werden von SVGs nicht unterstützt. Außerdem ist ein spezielles Setup nötig, damit SVGs in WordPress laufen (ein Artikel dazu folgt bald). |
4. Optimierung von Videos
Es gibt eine Menge widersprüchliche Informationen über den CO2-Fußabdruck von Video-Streaming. Es erscheint aber naheliegend, dass die meisten Videos eine höhere Dateigröße haben als Bilder, und deswegen eine wichtige Rolle in der nachhaltigen Website-Optimierung spielen.
Wenn auf Ihrer Website lange Videos bereitgestellt werden, empfehlen wir in der Regel Folgendes (Ausnahmen möglich): Betten Sie den Video-Content von einem Dienst wie YouTube (für öffentliche Videos) oder Wistia (für Videos hinter einem Login) ein.
Effizientes Video-Encoding ist keine leichte Aufgabe – besonders für Unternehmen, die keine Skaleneffekte oder Verbundvorteile in diesem Feld ausnutzen können.
Im Gegensatz dazu operiert Google zu 100% auf Ökostrom – nun schon seit 4 Jahren und mehr. Creating Shared Value auf Grundlage eines effizienten Video-Encodings ist Bestandteil von Wistias Geschäftsmodell sowie von ihrem selbstreflektierten Sustainability Statement.
5. Überprüfen Sie Ihre Plugins und Skripte
Wann haben Sie zum letzten Mal geprüft, ob alle Ihre Plugins und Skripte effizient sind, Ihrem Unternehmen oder Kunden einen Mehrwert bieten und keine Fehler oder Inkompatibilitäten aufweisen?
Beispiel: Wir haben eine Website geprüft, die Lead Forensics nutzt, um sicherzugehen, dass die gewünschte Zielgruppe erreicht wird. Es ist gut, selbstkritisch zu sein und die Effektivität der eigenen Marketing-Aktivitäten zu hinterfragen. Wenn dies allerdings Ihr einziger Motivator ist, Lead Forensics zu nutzen, dann ist die Schließung eines langfristigen Vertrags mit diesem Anbieter übertrieben – besonders wenn Ihr Unternehmen keine Kapazitäten hat, mit den Lead Analyse Daten auch effektiv weiterzuarbeiten.
Ein weiteres Beispiel: Die Website eines Kunden hatte ein Skript, welches Nutzer auf spezielle Sprachverzeichnisse weiterleitet, abhängig von ihrer GeoIP. In manchen Fällen führte dies nach etwa 5 Sekunden nach Start der Sitzung dazu, dass die Page in einer anderen Sprache neu geladen wurde. Viele Expats – ein wichtiges Zielgruppensegment in der Nische unseres Kunden – sind daraufhin abgesprungen.
Beide Beispiele zeigen, dass nachhaltige Website-Optimierung gleichzeitig Nutzer (sozial nachhaltig), Unternehmen (ökonomisch nachhaltig) und Treibhausgaseffizienz (ökologisch nachhaltig) bedienen kann.
Worauf warten Sie noch? Überprüfen Sie jetzt Ihre Plugins und Scripts, oder beauftragen Sie eine vertrauenswürdige Online Marketing Agentur mit der Umsetzung Ihrer klimafreundlichen Website-Optimierung.
6. Minimieren Sie den Cumulative Layout Shift
Cumulative Layout Shift (CLS) findet statt, wenn sich Layout-Elemente während des Ladevorgangs einer Website verschieben.
Typischerweise geschieht das, wenn Elemente mit einer langen Ladezeit über Elemente mit einer kürzeren Ladezeit platziert werden.
Die üblichen Verdächtigen schließen Bilder, eingebettete Elemente, Werbung und dynamisch eingeblendeten Content wie z.B. Kontaktformulare und Content-Discovery-Module ein („das könnte Sie auch interessieren“).
Nachhaltige Websites stellen sicher, dass die Dimensionen jedes relevanten Elements im Vorfeld genau definiert werden. Dazu wird das height and width attributes in CSS verwendet. Dadurch wird die Page Experience angenehmer, Ihre Sichtbarkeit in Google verbessert und jene Treibhausgasemissionen reduziert, die durch längere Ladezeiten und frustrierte Nutzer verursacht werden.
7. Vereinfachen Sie Ihre Schriften
Web Fonts sind beliebt im Marketing, weil sie einen positiven Einfluss auf die Nutzerbindung und das Branding haben können. Die Legibility (die Unterscheidbarkeit von Buchstaben / Schriftzeichen) und die Readability (der Lesefluss) sind wichtige Eigenschaften einer guten Web Font.
Allerdings müssen Web Fonts genau wie jede andere Datei auch heruntergeladen werden, damit sie korrekt dargestellt werden können. Die Umweltbelastung einer Nicht-System-Schrift in Form von Treibhausgasemissionen ist vergleichbar mit der eines kleinen Bildes.
Deshalb empfehlen wir unseren Kunden normalerweise, sich auf bis zu 2 Web Fonts für ihre nachhaltige Website zu beschränken. Sie können die meisten Webfonts optimieren, indem Sie sie komprimieren.
Tipp: Wenn Ihre Website auf WordPress läuft und Sie nicht vorhaben, Emotes einzusetzen, können Sie die Emotes und ihre Skripte in der functions.php deaktivieren.
Hier finden Sie eine Code-Vorlage zur Deaktivierung von Emotes in WordPress:
Als klimafreundliche WordPress-Agentur speichern wir Web Font Dateien gerne lokal in der Datenbank der Website. Dadurch müssen Nutzer keine Verbindung zu einem Drittpartei-Server (wie z.B. Google) aufbauen und wir können die Komprimierung der Schrift ganz genau aussteuern. Bitte beachten Sie, dass sich Schriftarten von Adobe für diesen Ansatz nicht eignen.
Wenn Sie noch weiter gehen und den Einfluss der Schriftarten Ihrer Website auf das Klima komplett annullieren möchten, können Sie sich auf Systemschriftarten wie Arial und Times New Roman beschränken.
8. Benutzen Sie rel=‘preconnect‘
Sie können das Preconnect-Attribut verwenden, um bestimmte Dateien gleichzeitig zu laden, die normalerweise getrennt nacheinander geladen werden würden. Das kann Ihre Website beschleunigen, das Surfen energiesparender machen und schließlich die Treibhausgasemissionen reduzieren. Lesen Sie mehr darüber in unserem Core Web Vitals Ratgeber.
9. Implementieren Sie eine Caching-Strategie
Beim Web Caching geht es um die Speicherung von Website-Daten, damit das zukünftige Abfragen der Daten schneller ablaufen kann.
Gemäß Daniel & Daniel (2012) wurde Web-Caching aus zwei Hauptgründen entwickelt: Um die Auslastung von Web Servern zu reduzieren und um die Nutzererfahrung von Internetnutzern beim Surfen zu verbessern.
Eine nachhaltige Web-Caching-Strategie muss Folgendes beachten:
- Die Häufigkeit von Content-Updates und
- die Wichtigkeit der Content-Updates.
Die Dauer des Cachings muss fallweise entscheiden werden, je nach Art des Contents. Eine lange Caching-Dauer ist besser für das Klima, aber in manchen Fällen kann sie vollkommen irreführend sein.
Z.B. hatte der Website Carbon Calculator die Treibhausgasemissionen unserer Website zu lange gespeichert. Dadurch hatten wir zunächst angenommen, dass unsere nachhaltigen Website-Optimierungen überhaupt keinen Effekt hatten.
10. Benutzen Sie ein CDN
CDNs, also Content Delivery Networks, existieren um die geographische Distanz zwischen Server und Client zu reduzieren.
Dadurch kann die Ladezeit Ihrer Website beschleunigt und Strom gespart werden, da der Nutzer schneller zum Ziel kommt. Außerdem werden Absprungrate (Bounce Rate) und Pogo-Sticking reduziert.
Fragwürdige Methoden
In unserer Recherche für diesen Artikel haben wir viele exzellente Empfehlungen gelesen, wie man eine nachhaltige Website entwickelt – aber auch einige, denen wir nicht zustimmen. Bestimmte Methoden sind veraltet, unrealistisch oder stehen im Konflikt mit Best Practices im Online Marketing. Dieses Thema erfordert die Aufklärung einiger „Mythen“.
- Seien Sie vorsichtig mit AMP
- Statische Webpages können wir nur selten empfehlen
- Halten Sie Ihre Website für Bots erreichbar
- Überlassen Sie die Löschung von Content einem Experten
- Denken Sie kritisch über Dark Mode nach
- Geben Sie sich nicht mit CO2-Neutralität zufrieden
1. Seien Sie vorsichtig mit AMP
AMP ist ein HTML Framework mit der Zielsetzung, Accelerated Mobile Pages (also schneller laufende mobile Websites) zu erstellen. Es wurde ursprünglich von Google entwickelt und ist später Open Source gegangen.
Einige Quellen präsentieren AMP als eine großartige Methode, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren und Ihre Website nachhaltiger zu machen.
Allerdings würden wir davon abraten. Hier einige Gründe, warum Sie AMP nicht neu implementieren sollten:
- Sie müssten eine separate Codebase managen und komplexe Anforderungen erfüllen, wodurch sich der Arbeitsaufwand mehr als verdoppelt – verglichen mit dem Management einer einzigen Codebase mit einem mobil responsiven Webdesign.
- Bei AMP-Websites können Webanalyse-Daten nur lückenhaft erfasst werden, weil viele häufig eingesetzte Tracking-Technologien nicht vollständig unterstützt werden. Die Qualität Ihrer datenbasierten Entscheidungsfindung könnte darunter leiden.
- Angeblich hat Google Website-Betreibern fälschlicherweise vorgegaukelt, dass AMP die Ladegeschwindigkeit verbessern würde und die Ladezeit von Nicht-AMP-Werbeanzeigen künstlich um 1 Sekunde verlängert.
- Gleichzeitig scheint der AMP-basierte Sichtbarkeitsvorteil in den Top Stories verschwunden zu sein und angesehene SEO-Websites wie Search Engine Land schalten AMP ab.
Zusammengefasst ist der Betrieb von AMP teuer – sowohl hinsichtlich des Budgets als auch in Bezug auf die Treibhausgasemissionen, die im Zuge der Website-Entwicklung und des Content-Managements entstehen. Die Vorteile von AMP verschwinden. Und im Kontext jüngster Berichte scheint es ethisch fragwürdig zu sein, AMP zu unterstützen.
Falls Sie überlegt hatten, AMP neu zu implementieren, um Ihre Website nachhaltiger zu machen, lassen Sie es lieber bleiben. Falls Sie AMP bereits nutzen, denken Sie darüber nach, ob Sie es wirklich noch brauchen.
2. Statische Webpages können wir nur selten empfehlen
Statische Webpages sind Pages, bei denen kein CMS (Content Management System) im Einsatz ist. Ihre Dateigröße ist geringer als bei ihren CMS-basierten Gegenstücken.
Allerdings können Sie statische Websites nicht online bearbeiten. Stattdessen müssen Sie jedes Mal Ihre Website herunterladen, offline überarbeiten und anschließend neu hochladen, wenn Sie eine Änderung umsetzen möchten.
Wenn Sie Ihre Website nur selten aktualisieren möchten, könnten statische Pages ausreichen und wären dann auch die nachhaltigste Wahl. Allerdings haben wir die Erfahrung gemacht, dass die meisten Unternehmen Ihre Websites ziemlich häufig aktualisieren müssen. Statisch gesehen gibt es auch mehr Websites, die auf WordPress – dem meistgenutzten CMS – laufen, als Websites, die kein CMS haben.
Die Wahl des richtigen CMS – oder die Entscheidung gegen die Nutzung eines CMS – sollte fallweise erfolgen, wie auch in unserem Vergleichsartikel WordPress vs. Typo3 beschrieben. Treibhausgasemissionen durch den Traffic der Nutzer sind nur einer von vielen Faktoren, die es zu beachten gilt.
3. Halten Sie Ihre Website für Bots erreichbar
Manche Autoren schlagen vor, dass Sie Strom sparen könnten, indem Sie alle Bots aus Ihrer Website aussperren. Wir verstehen den Ansatz – aber für die Websites von Lesern, die bisher erst wenig Erfahrung mit Online Marketing haben, könnte diese Empfehlung gefährlich sein.
Eins der wichtigsten Anliegen in der SEO ist, die Crawlbarkeit und Indizierbarkeit Ihrer Website zu verbessern, damit der Googlebot sie möglichst oft und gründlich durchforsten kann. Schließlich ist das die Voraussetzung, damit Ihre Webpages in Google gelistet werden.
Sofern Sie nicht genau wissen, was Sie tun, blocken Sie bitte keine Bots, ohne vorher Ihre SEO-Agentur oder einen vertrauenswürdigen Online Marketing Experten zu konsultieren.
4. Überlassen Sie die Löschung von Content einem Experten
Content King, ein SaaS-Provider im SEO-Bereich, hat einen über 3.000 Wörter langen Ratgeberartikel zum Thema zum Thema Content-Pruning veröffentlicht. Darin werden Schritte behandelt wie die Erstellung eines Content-Inventars, die Durchführung eines Content-Audits und die fallweise Entscheidung, was mit jedem einzelnen Content-Baustein passieren soll.
Hier sind einige Möglichkeiten, was Sie mit mangelhaftem oder veraltetem Content tun können:
- Aktualisieren
- Kürzen
- Verschieben
- Zusammenfügen
- Neu ausrichten
- Aus dem Index von Suchmaschinen entfernen
- Löschen
Kurz zusammengefasst: Content-Pruning ist ein komplexes Thema. Es geht um so viel mehr als nur die Löschung von Content. Löschen Sie Content nur dann, wenn Sie ihn sorgfältig geprüft haben und alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen haben. Entfernen Sie nicht zu viel Content auf einmal, oder Google könnte Ihre gesamte Website re-evaluieren.
Löschen Sie Content nicht einfach, weil Sie irgendwo gelesen haben, dass es das Klima schützen könnte. Im Zweifelsfall beauftragen Sie eine erfahrene Content Marketing Agentur mit dem Content-Pruning für Ihre Website.
5. Denken Sie kritisch über Dark Mode nach
Verschiedene Websites und Apps haben einen optionalen Schalter zur Aktivierung eines Dark Modes. Sind sie dadurch nachhaltiger?
Wahrscheinlich nicht. Dark Mode wurde entwickelt, um die Augenbelastung zu reduzieren und die nächtliche Produktivität zu steigern. Allerdings: Gemäß Justin Pot von zapier haben verschiedene Studien herausgefunden, dass Dark Mode in Wahrheit das Leseverständnis verschlechtert. Darüber hinaus werden Nutzer dazu verleitet, weniger zu schlafen, da sie mehr Zeit im Bett am Smartphone verbringen. Plump gesagt, bedeutet das: Dark Mode ist schlecht für die Menschheit und daher nicht sozial nachhaltig.
Wie steht es um die Umwelt? Aus technischen Gründen werden Dark Mode Websites auf den von hinten beleuchteten LED-Monitoren genauso viel Strom verbrauchen wie helle Websites. Nur OLED-Monitore können auf dunklen Websites Strom sparen, aber die sind nicht so weit verbreitet.
Solange OLED-Monitore ein Premium-Produkt und für die meisten Internetnutzer nicht verfügbar sind, sollten Sie keinen Dark Mode implementieren, um Strom zu sparen. Bedenken Sie darüber hinaus die Kosten in Form von Geld und Treibhausgasemissionen, die mit einem Dark Mode Redesign in Verbindung stehen: Farben, Styles und Bilder Ihrer Website müssten erneut geprüft und angepasst werden.
6. Geben Sie sich nicht mit CO2-Neutralität zufrieden
Um Ihre Website CO2-neutral zu machen, können Sie sie bei einem Provider hosten, der Ökostrom einsetzt, ihren Stromverbrauch reduzieren und ihren CO2-Fußabdruck ausgleichen.
Letzteres wird häufig durch die Investition in CO2-Ausgleich-Projekte erreicht, die die Zielsetzung haben, CO2-Emissionen anderswo zu reduzieren und weitere Vorteile für die Umwelt mit sich bringen.
Wenn Sie kommunizieren, dass Ihr Unternehmen oder Ihre Marke eine CO2-neutrale Website hat, klingt das erstmal nach einer „schönen PR-Story“, mit der Sie die Herzen bestimmter Zielgruppensegmente erreichen können.
Wir von svaerm sehen aber einige Probleme mit CO2-neutralen Websites:
- Meistens sind die Schätzungen der Treibhausgasemissionen Ihrer Websites sehr ungenau. Tools wie der Website Carbon Calculator, die die Emissionen im Zusammenhang mit der Website-Entwicklung und anderen Aktivitäten für den Betrieb der Website nicht berücksichtigen, unterschätzen die Emissionen systematisch. Deren Schätzungen auszugleichen, würde nicht ausreichen, um echte CO2-Neutralität zu erreichen.
Bild: CO2-Scrubber von climeworks - Solange Sie keine CO2-Scrubber einsetzen, ist es wahrscheinlich, dass Ihre CO2-Ausgleichs-Projekte zum Ausgleich der Emissionen in exakter Höhe schlichtweg nicht gut genug sind. Die meisten CO2-Ausgleichs-Projekte reduzieren nur die Emissionen anderswo, anstatt bestehende Treibhausgase aus der Atmosphäre zu filtern.
- Warum sollten Sie sich mit einer CO2-neutralen Website zufriedengeben, wenn Sie stattdessen gleich eine CO2-positive Website haben könnten? Anstatt mit großem Aufwand Ihre Emissionen in exakter Höhe zu ermitteln und genau diese auszugleichen, sollten Sie direkt versuchen, sie zu überkompensieren. Damit sparen Sie sich eine Menge Mathematik – und erschaffen eine noch bessere Story.
- Glücklicherweise können die obengenannten Bedenken mit gründlichen, nachhaltigen Website-Optimierungs-Prinzipien und einer großzügigen Überkompensation der Treibhausgasemissionen Ihrer Website adressiert werden. Außerdem wird eine wirklich nachhaltige Website Shared Value für Ihre Firma, Ihre Kunden und Ihre Online-Besucher generieren.
Wir fordern unsere Kunden auf, kritisch über die CO2-Neutralität von Websites nachzudenken. Wenn Sie die Thematik zu oberflächlich angehen, könnten Sie sich in offensichtliches Greenwashing-Terrain verrennen. Behandeln Sie nachhaltige Websites nicht bloß wie ein weiteres Qualitätssiegel oder einen Marketing-Preis, mit dem Sie werben können. Stattdessen sollten Sie sich eine CO2-positive Website zum Ziel setzen – als einen integralen Bestandteil einer ganzheitlichen, nachhaltigen Firmenkultur.
Zusammenfassung
Nachhaltige Websites müssen langfristig profitabel sein, auf unseren Planeten aufpassen und Mehrwert für die Menschheit generieren. Tools wie der Website Carbon Calculator geben eine sehr grobe Schätzung ab, wie hoch die Treibhausgasemissionen einer Website sind.
Um Ihre Website CO2-neutral zu machen, können Sie sie auf Ökostrom hosten. Wir empfehlen Provider, die angeben, dass sie Ihren Ökostrom von einem vertrauenswürdigen Anbieter beziehen und die während eines Ausfalls auf REC-basierten Ökostrom umstellen können.
Sie können außerdem den Stromverbrauch Ihrer Website reduzieren, indem Sie die Dateigrößen, Ladegeschwindigkeiten und Benutzerfreundlichkeit verbessern. Es ist am vielversprechendsten, sich auf die Suchintention und auf die Optimierung von Videos, Bildern, Plugins und Skripten zu konzentrieren.
Schließlich können Sie die Treibhausgasemissionen ausgleichen, indem Sie in CO2-Ausgleich-Projekte investieren. Eine nachhaltige Website zu entwickeln ist weder eine Punktlandung, noch eine PR-Kampagne. Seien Sie großzügig in der Überkompensierung Ihres CO2-Fußabdrucks, aber demütig und selbstreflektiert in Ihrer Kommunikation.
Ihr Partner für nachhaltige Websites
svaerm bietet maßgeschneiderte und ganzheitliche Online-Marketing-Dienstleistungen für Unternehmen an – einschließlich nachhaltiger Website-Optimierung. Bitte senden Sie uns Ihre Anfrage und Projektdetails zu. Wir werden sie sichten und uns so schnell wie möglich mit Ihnen in Verbindung setzen. Vielen Dank.